Peter Szondi Kolleg

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Methodisches zur Lektüre

Die Textlektüre steht im Zentrum des Peter Szondi-Kollegs. Diese Lektüre geht nicht von methodisch-theoretischen Prämissen aus. Insofern sie nicht von einer Methode oder einer Theorie ausgehen, erlangen die Lektüren ihren eigenen Ton und Stil. Die Eigenart der ›Lektüren‹ in diesem Sinn ist rationaler Natur und untersteht weder dem Ergriffensein noch der Pluralität. Die der Rationalität nötige methodische Kontrolle erfolgt nicht im Rekurs auf eine Theorie des literarischen Gegenstands (Fiktionalität, Autorschaft, Mythopoesie), sondern in der insistierenden Reflexion der Lektüre selbst. Theorien dienen der praeparatio dieses Lesens, sie werden dann im Prozess der Lektüre beurteilt. Das unterscheidet diese Art zu lesen von den Methoden des ›Close Reading‹ oder der ›Werkimmanenz‹: Statt zu begreifen, was einen ergriffen hat (Emil Staiger), und damit an die Stelle eines im Werk eingeschlossenen Gefühls setzt die Lektüre die Kommunikation mit den dichterischen Entscheidungen, also mit der Kritik des Werks selbst (textus sui ipsius interpres). Die methodische Kritik vollzieht sich in der Analyse dessen, wie man verstanden hat. Damit erhält die Wissenschaftsgeschichte der Interpretationen und ihrer Konflikte eine zentrale Rolle.